Erste Dekade

Zehn Jahre schreibe ich mehr oder weniger regelmässig launige Kolumnen für unser Verwöhnblatt. Über die Jahre habe ich so alle paar Monate aus dem Kreis der Leser*innen schaft mal Feedback erhalten. Jepp, mehr ist nicht drin. Das Spektrum reicht von freundlich-wohlwollend bis hin zum bedrohlichen «… Sie am liebsten in meine Wohnung zerren und endlos XXX.» (anonym). Offen verachtend war nur der Brief eines Musiklehrers von der Pfnüselküste. Keine Ahnung, wie er dort an die Zeitung gekommen ist, aber in seiner Fanpost hat er meine Familie seines tiefsten Mitgefühls versichert, dass sie mich ertragen müssen und mir gegenüber den Wunsch geäussert, dass «Leute wie Sie sich auflösen». Ich hoffe, ihm hat die handschriftliche Formulierung seiner Breaking-Bad-Fantasie gutgetan.

Vom Teenager bis zum alten Sack: Fünf Dekaden Messi

Zweimal wurden Kolumnen von der Chefredaktion abgelehnt: Die eine war ein politisches Meinungsstück zur Kampfjet-Beschaffung, die der damalige Chefredaktor wegen der Nähe zur Abstimmung nicht publiziert sehen wollte, die Andere war eine … vielleicht etwas drastische Schilderung meiner ersten Darmspiegelung. So wurden Sie von den Detail verschont, wie ich einen fäkalen Jackson Pollock in die Keramik gedonnert habe. Die beiden Kolumnen finden sich auf messiswelt.com.

Meine Webseite bietet auch lustige Statistiken: Interessant finde ich, dass seit ich den überragenden Führer der chinesischen Volksrepublik Xi Jinping in einem Nebensatz erwähnt habe, jeden Monat zehn Besucher*innen aus China auf meiner Webseite sind. Wohl arme Studierende, die hoffen, ihren Sozialkredit durch die Aufdeckung meiner subversiven Schreibe etwas zu verbessern.

Freude habe ich auch an den vielen Besucher*innen aus fernen Ländern wie Uganda, den Cook Islands oder Grönland. Es gibt wohl keinen Ort, an dem Tagblatt-Leser*innen nicht waren.

(Tagblatt der Stadt Zürich, 21.06.2023)

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