Audistische Fahrer

Haben Sie schon mal einen neueren Audi in fröhlichen Farben gesehen? So Babyblau, Maisgelb oder Froschgrün? Ich nicht. Audis gibt es nur in depressiven Farben wie Schwarz, Anthrazit, Weiss oder Silber. Das sind eigentlich Farben, die sonst für Handfeuerwaffen reserviert sind. Männer kennen diese Nicht-Farben auch von Körperpflegeprodukten. In dieser winzigen Nische, die in Supermärkten für männliche Hygiene reserviert ist, findet sich kein einziger fröhlicher Farbtupfer. Von weitem sieht das so aus, als ob zwischen bunten Programmen ein Schwarz-Weiss-Film läuft. Die Verkäufe sprechen aber eine klare Sprache. Männer mögen diese Unfarben. Muss wohl so ein Urinstinkt-Steinzeit-Dings sein. Verschmelzen mit der kalten, feindlichen Umgebung, damit der Säbelzahntiger einen nicht sieht …

Warum zwei Ringe tauschen, wenn man vier Ringe haben kann?

Zurück zum Audi-Fahrer: Eigentlich ist er ein netter Mensch, der sich ein Stück deutscher Wertarbeit geleistet hat und sich jetzt auf der letzten Etappe vor dem Mercedeskauf befindet. Aber kaum hat er hinter den vier Ringen den Gurt angelegt und den Zündschlüssel gedreht, verwandelt er sich in eine rücksichtslosere Version seiner selbst. Oder um den vorherigen Vergleich nochmal zu bemühen: Die Waffe ist geladen. Wenn einer im Stadtverkehr einen auffällig schlechten Fahrstil zeigt, schaue ich normalerweise aufs Nummernschild und weiss sofort, dass es das Landei nicht besser kann. Beim Audi bleibt mein Blick an den vier Ringen hängen und schon weiss ich Bescheid. Der Audi-Pilot gilt in meiner persönlichen Hitparade nicht wirklich als Sympathieträger. Vielleicht liegt es auch daran, dass in Basel der Plural von «Auto» so ausgesprochen wird, wie die Ingolstädter Marke: «Audi».

Wiedemauchsei: Wenn du auf der Autobahn nur einen kurzen Moment die linke Spur nutzt, um einen ächzenden Lieferwagen zu überholen, hast du im nächsten Moment einen verbissen dreinblickenden Audimobilisten im Rückspiegel, der dir derart am Auspuff klebt, dass du Angst bekommst, der will dir ins Handschuhfach brettern. Wenn du dann den Weg freigibst, überholt er und fährt vor deiner Nase diagonal über alle Fahrspuren in die nächste Ausfahrt und du fragst dich einmal mehr, was der wohl mit den gewonnenen anderthalb Sekunden anstellen mag.