Vater schaffts

Eine der neuesten Glanzleistungen unseres Bundesrates ist die Empfehlung, die Vaterschafts-Initiative abzulehnen. Jepp, solche Sachen entscheiden sieben Menschen, die sich mit ihrem Salär locker ein ganzes Geschwader von Nannys leisten können. Diese Leute haben sich im Ernst gefragt, ob jemand überhaupt mehr als einen Tag frei braucht, um sich mit dem Neugeborenen und der veränderten Lebenssituation auseinanderzusetzen. Dabei hat das Ganze nichts mit Urlaub zu tun: Ausgang, Kultur und Bewegungsfreiheit sind gestrichen, an ihre Stelle treten Schlafentzug, Lärmbelästigung, Kontamination mit Ausscheidungen und andere Menschenrechtsverletzungen. Ein einziger Tag soll genügen? K109 Vater schafftsDie Schweiz ist kein Vaterland. / Bild: © Dave Engledow

Blöd ist der vielleicht etwas knapp bemessene Extra-Freitag nur für diejenigen Väter, deren Partnerinnen sich mit einer 20-stündigen Geburt quälen. Da reicht die Zeit kaum, im Wirtshaus mit Freunden die Ankunft des Fortpflanzes zu feiern. Was denken die Bundesrätinnen und –Räte (nur drei haben Kinder) eigentlich, wozu der Vaterschaftsurlaub da ist? Um sich von den Strapazen der Zeugung zu erholen?

Nope. Die Landesmütter und –Väter haben keine Angst um den Nachwuchs, dafür umso mehr um die Volkswirtschaft. Wenn jeder wegen einem neuen Zwerg blau machen würde, wären wir nicht mehr das besteste Land der Welt. Nur gibt es in Skandinavien Länder, die sind noch besterer. Die machen offenbar auch nicht alles falsch. In Norwegen und Schweden bekommt nicht ein Elternteil so viel und der andere so viel. Da gibt es Elternzeit. Und zwar reichlich. Norwegen 14 Monate, in Schweden sogar zwei Jahre, die sich die Eltern in den ersten sieben Lebensjahren des Kindes aufteilen können. Sogar in Deutschland gibt es das. Und bei uns knausern sie wegen 20 Tagen? Da hat man kaum die Nabelschnur durchgebissen und muss wieder in die Fabrik? Ich krieg gleich eine postnatale Depression.

(Tagblatt der Stadt Zürich, 8. November 2017)

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