Durchschwitzte Bettlaken, stöhnen – so habe ich Silvester verbracht. Nicht mit leidenschaftlichem Sex, sondern mit 38.6 Fieber. Dazu Husten, fiese Gelenkschmerzen und Kopfweh. Die ganze Familie ist flach gelegen. Die Messi-Heimatbasis: ein Lazarett. Super Ausklang für ein eher dürftiges Jahr. Spitzwegerich-Hustensaft statt Moët, durchschlafen, statt durchfeiern. Ich kann ihnen nicht mal erzählen, ob meine Nachbarn feuerwerkmässig weiter hochgerüstet und eine der Bombennächte von Dresden nachgestellt haben; ich habe einfach durchgepennt. Na ja, so ein- zweimal wurde ich von detonierenden Mehrfachsprengköpfen geweckt. Aber das gehört in meiner Nachbarschaft zum guten Ton. Eigentlich bin ich noch glimpflich davongekommen, denn so hat sich die Frage erledigt, was wir an Silvester machen. Ein schlauer Mann hat mal gesagt, Silvester ist so etwas wie der Tod eines liebgewonnenen Haustiers. Man weiss, dass er irgendwann stattfinden wird, aber wenn er dann da ist, hat einen niemand darauf vorbereitet, wie schrecklich es wirklich ist. Silvester kann nie, nie, niemals die Erwartungen erfüllen, die die meisten Menschen auf den Abend projizieren. Im besten Fall endet man komplett verkatert mit einem Brummschädel und einem Pelz auf der Zunge, als hätte man ein totes Kaninchen im Mund, im eigenen Bett. Das hab ich geschafft, ohne dass ich Gassi gegangen bin. 2015 – ich bin bereit.
Kolumne im Tagblatt der Stadt Zürich vom 7. Januar 2015