Ich war am Wochenende am Stolze Openair. Das Wetter war lausig, der Boden matschig, die Stimmung grossartig. Neben einem tollen Lineup bietet der Anlass – eigentlich ein verkapptes Quartierfest – immer wieder grosse Momente. Da ist zum Beispiel der Typ, der mit hochgereckten Armen im Rhythmus klatscht. Als er die Arme runternimmt fegt er mit dem Ellenbogen seiner Nachbarin die Pommes mit Ketchup weg. Als er sich umdreht, um sich zu entschuldigen streicht der Tollpatsch einem Teenager hinter ihm den Ketchup ins Gesicht, so dass der aussieht, als hätte er eine schlimme Kopfwunde. Slapstick pur. Oder etwas abseits die Frau, die sich um den Typen kümmert, der schon länger regungslos auf einer Festbank liegt. Sie ertastet eine Schlagader und ruft ihren Begleitern verzweifelt zu, sie sei sich nicht sicher ob sie den Puls oder den Basslauf spüre. Als sich der Weggetretene dann bewegt, erschrickt sie auch noch. Beste Unterhaltung. Aber eigentlich bin ich wegen der Musik gegangen. Die war spitzenmässig.
Kolumne im Tagblatt der Stadt Zürich vom 8. Juni 2016