Das Spiel Schweiz – Frankreich hatte einen riesigen Unterhaltungswert. Angefangen beim frisch verlegte Rasen, der vor dem Spiel noch mit grüner Farbe schöngeschminkt wurde, damit er «e Gattig» macht. So wie alle gerutscht sind, muss es grüne Schmierseife gewesen sein. Dann waren da die zerrissenen Leibchen der Schweizer und der geplatzte Fussball. Man kann einfach froh sein, dass Puma und Adidas keine Kondome herstellen. Unsere Fussballer haben sich öfter umgezogen als die Chippendales am Polterabend. Und dann waren da noch die grossen Momente, zum Beispiel, als Embolo einen Franzosen tunneln wollte. Der Schuss ging zwar zwischen den Beine, aber nicht hindurch, sondern mitten in die Elektronik. Jeder Mann weiss, was der in dem Moment durchmachte. Anders als der deutsche Bundestrainer hat sich der Angeschossene nicht vor einem Millionenpublikum in die Hose gegriffen. Ein Vorbild an Körperbeherrschung. Der DFB-Coach ist da deutlich ungenierter und hat vor 100 Millionen Zuschauern seinen Mittelfeldspieler in Position gebracht und danach das Fingerspitzen-Bukett auf Lunge reingezogen. Dass er sich dafür entschuldigen wollte, fand ich unnötig. Der Löw wollte halt wissen, wie sein Jogi riecht. Punkt. Dass ihn die Spieler nach dem Abpfiff allerdings nicht high-fiven hat er sich selbst zuzuschreiben. Oder als Pogba im Kampf um den Ball Embolo auf den Rücken gestiegen ist, so voll die Dirty-Dancing-Nummer. Was für ein Abend. So viele neue Fetische.
Kolumne im Tagblatt der Stadt Zürich vom 22. Juni 2016