Moiré-Effekt

Im Moment überschlagen sich ja alle Medien zu den Performances von Künstlerinnen wie Milo Moiré oder Deborah De Robertis. Frauen, die für ihr Kunstschaffen keine lästigen Kleider benötigen. Vielleicht bin ich zu wenig kultiviert, aber ich kann im Treiben der Performerinnen keine Kunst erkennen. Vielleicht liegt es daran, dass ich noch nie öffentlich versucht habe, nackt ein Farbei zu gebären oder meinen entblössten Schritt im Museum zu zeigen. Wiedemauchsei – In meiner kleinen Welt stelle ich die Damen in dieselbe mediengeile Ecke wie Reality-TV-Protagonisten und talentfreie Casting-Show-Kandidaten. Mit dem kleinen Unterschied, dass die beiden Exhibitionistinnen über einen deutlich höheren IQ verfügen. So schaffen sie es, durch gezielte Provokation ihren Fetisch als Kunst zu verkaufen und sind – auch dank gefälligem Wuchs – Liebkind der Weltpressefotografen. Ihr Erscheinen in den seriösen Medien legitimiert dem Feuilleton-Leser den Konsum der Aktbilder, was wiederum den Marktwert der Damen steigert. Ganz schön gewieft, gelle? Nichtsdestotrotz, oder gerade deshalb, halte ich die beiden nicht für Vorbilder sondern eher für Vorlagen.

Kolumne im Tagblatt der Stadt Zürich vom 3. Februar 2016

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