Neulich hatte ich diese Grippesymptome, oder wie echte Männer sagen: Ich war todkrank. Ich habe zwar nicht einen auf Bösch (Sorry, Conny) gemacht, sondern durchgeackert. Aber zuhause bin ich dann schnell mal zusammengeklappt. Meine Lebensmittelpunkte waren reduziert auf Schlafzimmer, Küche und Dusche/WC. Letzteres bietet auf nur gerade mal vier Quadratmetern einen hohen Unterhaltungswert. Allein die Körperpflege-Kollektion meiner Frau und der beiden Töchter nimmt schon fast groteske Ausmasse an. Während ich für Haut und Haar so ein Kombi-Dingsda benutze, klotzen meine Frauen mit Seifen, Shampoos, Conditioner, Packungen, Spülungen, Ölen, Lotionen, Kuren, Gels, Volumenzeugs und hast-Du-nicht-gesehen. Dagegen setze ich Akzente in der Klo-Bibliothek mit Kurzfutter von Martin Suter und einem Stapel der besten Cartoon-Bücher aus meiner umfangreichen Sammlung: «Zits», «Eva», «Züri by Mike», etc. Und wenn sich bei mir ein Gast stundenlang auf dem Klo einschliesst, liegt das nicht an seiner Verdauung, sondern an meinem Lesestoff. Da sind schon Suchtrupps verschollen, die einen lieben Angehörigen von der Klobrille loseisen wollten. Das letzte, was man hörte war: «Den musst du unbedingt lesen…». Dramen haben sich abgespielt: «Nur noch eine Seite, biiitteee!». Einmal ging ein Besucher sogar vergessen: Die anderen waren schon im Auto am Wegfahren, als sein Fehlen bemerkt wurde. Ich bin vielleicht ein durchschnittlicher Gastgeber, aber meine Klobliothek ist Spitzenklasse.
Kolumne im Tagblatt der Stadt Zürich vom 4. Februar 2015