Ich, der Steuermann

Dieses Gefühl, als ich die Steuererklärung in den Postkasten geworfen habe, diese unendliche Befriedigung. Beide Fäuste geballt und dann dieses erlöste «Ja! Ja! Jaaa!», wie einst Boris Becker. Nein, nicht wie in der Besenkammer, sondern wie damals, als er mit 17 Jahren Wimbledon gewonnen hat. Ich hab das Ding also wieder mal auf den letzten Drücker ausgefüllt. Nicht, dass ich Sachen vor mir herschiebe, aber mal ehrlich: Wer wuchtet sich schon gerne selber auf die Schlachtbank. Ausserdem brauche ich den Druck. Panik ist meine Muse.

Überhaupt – so eine Steuererklärung ausfüllen ist sowas von freudlos, da ist sogar eine Darmspiegelung eine echte Alternative. Und dann war da immer wieder diese nagende Frage: Zahle ich Vater Staat nicht schon genug? Überall sind schon Mehrwertsteuer und Zölle drauf, die Bank, der Tankwart, der Wirt – alle knöpfen mir Kohle ab für den Fiskus. Ich kann mir den Staat bald nicht mehr leisten. Wenn das so weitergeht, mach ich den Dépardieu und trete aus der Staats- und Gemeindesteuer aus.

Wo wir gerade dabei sind: Habe ich schon erwähnt, dass ich einer der letzten Raucher bin? Jedes mal, wenn einer von uns das Laster aufgibt, wird das Päckchen einen Franken teurer. Ich finanziere die AHV schon fast im Alleingang. 2,3 Milliarden kassiert Bern durch die Tabaksteuer. Wer da Nichtraucher ist, der gehört eigentlich als Steuerhinterzieher in den Knast.

Kolumne im Tagblatt der Stadt Zürich vom 2. April 2014

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