Man kann kaum zwei Tramstationen fahren, ohne an einer Baustelle vorbei zu kommen. Eigentlich sollte man einen Tourismus-Slogan daraus machen: «Zürich, die ewige Baustelle am Üetliberg». Zu den Zutaten hiesiger Baustellen gehören neben Containerbaracken, Personal und Werkzeug auch ein lustiger Sprach-Mischmasch: «Musse betoniere wenn isse stelle die Blu vo die Himmel». An der Abschrankung stehen rüstige Rentner und lamentieren, dass es früher keine Baby-Bagger gegeben habe, welche die Schaufel- und Pickelarbeit erledigten. Noch mehr hat sich seit Opas Zeiten verändert: Baustellen sind nachts abgeschlossen. Jungmieter müssen heutzutage die Bretter und Ziegelsteine für das improvisierte Gestell im Baumarkt kaufen. (Wenigstens sind die Einkaufswägeli, die als Hausbar dienen, immer noch recht günstig zu bekommen.) Ein echtes Phänomen ist, dass Presslufthämmer offenbar nur ganz, ganz früh am Morgen eingesetzt werden können. Sozusagen Drecksarbeit für aufgeweckte Menschen. Moderne Baustellen protzen auch mit Information. Werfen wir einen Blick auf die Schilder: «Wir gehen für Sie in den Untergrund» oder «Lange Leitung? Wir kümmern uns drum.» Danke. Nach der Stadtgrenze hört es nicht auf: Zwei Jahre Bauzeit für einen Kilometer Autobahn? Ich finde, die hätten mehr als nur einen Arbeiter anstellen sollen. Das Tempolimit ist sicher nur da, damit der Kerl nicht geweckt wird.
Kolumne im Tagblatt der Stadt Zürich vom 16. Oktober 2013