Neulich habe ich auf Storyfilter gelesen, dass Kaffee trinken um die Essenszeiten wirkungslos sei, weil der Cortisol-Spiegel um diese Zeit ohnehin schon hoch ist. Wissenschaftler! Die können sich wohl nicht vorstellen, dass man Kaffee trinkt, weil er einfach schmeckt und tun so, als sei es eine reine Droge. Kaffee ist viel mehr als das. Nur schon die Erinnerungen, die man damit verbindet. Die weisse Hose, die vom Po bis zur Ferse mit dem braunen Gebräu besudelt war, weil jemand hinter mir mit einem vollen Becher gestolpert ist. Das Resultat sah aus, als hätte ich ein ernstes Verdauungsproblem. Und weh hat’s auch getan. Ähnlich unangenehm: als ich an einem Neujahrsmorgen, müde und ziemlich verstrahlt, einen Zuckerstreuer erwischte, der mit Salz aufgefüllt war. Falls das Absicht war, plädiere ich für ein Standgericht. Oder all die lustigen Sachen, die man mit Kaffee machen kann. Kleider färben, Bilder malen oder daraus lesen. Da hat doch eine Peruanische Wahrsagerin im Kaffeesatz gelesen, dass die Schweiz Fussballweltmeister wird. Ich will gar nicht wissen, welche Marke das war. Blöd ist auch, wenn jemand im falschen Moment einen Witz macht und mir der Kaffee aus der Nase schiesst. Der Geschmack hält sich recht lange in der Nasenhöhle. Übrigens: Meine Frau sagt, wenn sie Kaffee trinke, könne sie nachts nicht schlafen. Bei mir ist es genau umgekehrt: Wenn ich schlafe, kann ich keinen Kaffee trinken.
Kolumne im Tagblatt der Stadt Zürich vom 13. November 2013