Eilig Abend

Das Rennen ist gelaufen. Die Geschenke sind verpackt, heute Abend wird besinnlich gefeiert. So besinnlich es eben geht, wenn die Schwiegereltern da, die Küche ein Chaos und die Kinder überdreht sind. Im Idealfall brennen am Abend nur die Kerzen und nicht der Baum, verstaubte Instrumente werden hervorgeholt und nur die Kinder und Oma kennen die zweite und dritte Strophe von «Stille Nacht». Nach der Geschenkorgie wird dann getafelt. Die ältere Generation kredenzt ein Traditionsmenu, das über Jahrzehnte zur Perfektion getrieben worden ist, und zum Dessert gibt es Weihnachtsguezli, die aber nicht halb so gut schmecken, wie die, die man am Vortag stibizt hat. Und weil’s so schön war, machen wir das morgen nochmals mit dem anderen Teil der Familie. Der Stephanstag ist reserviert für die Nachfeier mit Freunden. Der Höhepunkt ist die Verlosung der schlimmsten Geschenke, von denen jeder eines mitbringen muss. Mein Beitrag wird ein kotzgrünes Handy-Sofa sein, das mir von einer glückwünschenden Firma per Post zugestellt wurde. Wenigstens musste ich keine Freude über das Geschenk heucheln. Nach drei Tagen feiern ist die Leber in Bestform. Jetzt gilt es nur noch Silvester ohne Brummschädel zu überstehen. Die Empfehlung eines begnadeten Trinkers aus meiner Nachbarschaft gegen den Kater lautet: Nie nüchtern werden. In diesem Sinne – frohe Festtage!

Kolumne im Tagblatt der Stadt Zürich vom 24. Dezember 2013

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