Dialekt mich!

Wo man hinkommt, sind die Leute stolz auf den eigenen Dialekt. Ich behaupte, je weiter man sich von Zürich entfernt, desto mehr gibt es Landstriche, in denen einfach alles falsch ausgesprochen wird. So einfach ist das.
Erst wenn mehr als die Hälfte des Gesprochenen falsch gesagt wird, ist es für mich ein anderer Dialekt. Das trifft zum Beispiel auf Bern oder das Bündnerland zu. Bei Basel bin ich mir nicht so sicher. Ich halte das Rheinknie-Idiom eher für das uneheliche Kind eines Aargauers mit einer Elsässerin.
Zurück zu den Bernern und Bündnern: Wir lieben es ja, wie die reden. Die machen den Mund auf und haben schon Pluspunkte. Aber als Ex-Radiot frage ich mich: Warum muss ich mir diese Dialekte in Zürcher Lokalradios anhören? Ist das nicht eher seltsam, wenn ein offenkundig nicht von hier Stammender uns Einheimischen Zürich erklärt? Bei nationalen Sendern ist das voll okay. Da kann auch mal ein Walliser ran, wobei einem dieser Dialekt hammerharte Konzentration  abfordert («Füessball» und so).
Wenn Züritüütsch der Rock’n’Roll unter den Dialekten ist, dann ist Wallisertiitsch mindestens Death Metal. Am südlichen Ende der Beliebtheits-Skala (Liftmusik?) ist übrigens in zig Umfragen der Ostschweizer Dialekt. Das ist in meinen Augen falsch. Das sind einfach Menschen, die sehr schlecht Züritüütsch reden… «uf en Art».

Kolumne im Tagblatt der Stadt Zürich vom 29. April 2015

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