Und wieder ein Geburtstag vorbei. Ist es nicht irgendwie schräg, dass man die Tatsache feiert, dass man noch nicht gestorben ist? Müsste man das nicht jeden Tag tun? Ich glaube jedenfalls an das Leben vor dem Tod. Eines der Geschenke war dekoriert mit einem Luftballon. Sweet. Aber was sagt man mit einem Ballon? «Herzlichen Glückwunsch, hier ist eine Gummihülle, prall gefüllt mit Luft aus meinen Lungen»? Ich hab mich trotzdem artig bedankt. Mein Geburtstag ist ja am Ende des Sommers. Und dieser Sommer war – gelinde gesagt – dürftig. Wer wie ich die letzten Monate zuhause verbracht hat, trägt den noblen Teint eines Joghurt Nature, muss sich aber wenigstens keine Sorgen wegen Hautkrebs machen. Hin und wieder ertappe ich mich allerdings, wie ich zwischen meinen Fingern kontrolliere, ob da schon Schwimmhäute wachsen. Ganz anders als die Auslandferienmacher – von bestimmten Parteien auch gerne «Landesverräter» genannt – man erkennt sie ganz einfach an der Hautfarbe, die an einen Basketball von 1953 erinnert. Sie wissen schon: Die Leute, bei denen man sich fragt, benutzen die noch Hautcrème oder schon Lederspray? Die können sich jetzt auf einen milden Herbst und langsam abschuppende Haut freuen. Und dann, wenn es richtig kalt und gruslig wird, und alle wieder gleich bleich sind, dann mache ich mich vom gefrorenen Acker und schwupps in den sonnigen Süden. Darauf freue ich mich.
Kolumne im Tagblatt der Stadt Zürich vom 3. September 2014