Zurück vom Familienbesuch in Rom. Die Stadt ist grossartig, anstrengend und immer wieder amüsant wegen seiner Bewohner. Was den Italiener und vor allem den Römer vom Rest der Welt unterscheidet, ist seine routinierte Aufgeregtheit. Allein schon der Umgang mit der Hupe als Kommunikationsmittel im Strassenverkehr: Während bei uns schon ein kurzes Hupen eine Kriegserklärung darstellt, wird auf Roms Strassen aus jedem möglichen Grund getutet. Weil man einen Freund gesehen hat, die Ampel auf Rot ist, weil einem ein Plakat gefällt oder auch um einen anderen Verkehrsteilnehmer zum Anfahren zu motivieren. In diesem Fall kommt noch die gebietende Geste dazu, die der Angehupte mit einer wegwischenden Handbewegung quittiert. Es gibt auch die grossen Gesten, wenn zum Beispiel die Dame im Biagiotti-Kleidchen neben der offenen Türe ihres Smarts steht und hupt, bis derjenige, der sie zugeparkt hat, vom Caffè kommt. Sie macht dann eine Was-soll-der-Blödsinn-Geste, er macht eine Hab-dich-nicht-so-Geste, beide steigen in ihre Autos und fahren weg. Nach 20 Metern ist der Vorfall abgehakt und vergessen. Basta. In Zürich wäre das anders abgelaufen: Die zugeparkte Person hätte die Karre abschleppen lassen und dem Anderen eine Anzeige wegen Nötigung reingedrückt. Beide wären noch Wochen nach dem Vorfall grantig beim Gedanken daran.Der Römer pflegt einen entspanntere Umgang mit Verkehrsregeln. Manchmal wünsche ich mir etwas mehr Rom in Zürich. Auch die Gelateria mit den 62 verschiedenen Sorten vermisse ich. Ich wollte doch alle probieren … ausser Gorgonzola vielleicht.
Kolumne im Tagblatt der Stadt Zürich vom 11. Mai 2016