Ich habs genau wie Sie langsam dicke mit diesem Virus. Ich vermisse Restaurants, Bars, Fussballspiele, Kino, Konzerte, Reisen, Theater, Partys … nein, liebe Jugend, eine Party ist in meinem Vokabular nicht ein Iwänt in einer nifty Lokeischen mit viel zu lauter Musik, wo man für einen Drink eine Hypothek aufnehmen muss, wenn man denn vorher der erniedrigenden Gesichtskontrolle eines missmutigen Türstehers standgehalten hat. Eine Party ist ein gemütliches Beisammensein von Freunden und Freunden von Freunden – sicher mehr als fünf Personen aus sicher mehr als zwei verschiedenen Haushalten – die die Alkoholvorräte der Gastgebenden nicht in die Hände reiben, sondern old-fashioned durch orale Zufuhr vernichten und sich dabei in mehr oder weniger quartierverträglicher Lautstärke gut unterhalten. Gesprächsthemen, die sich aufdrängen sind a) Leute, die die Behörden verständigten, als eine fünfköpfige Familie beim Nachbarn zu Besuch war, b) Trinkbarkeit von Handlotionen und c) Lokale, die es früher mal gab.

So wie ich es sehe, bleibt Corona wie die Grippe ein regelmässiger Wintergast. Es wird wie bei der Influenza jedes Jahr einen neuen angepassten Impfstoff geben (mit oder ohne Mikrochip von Bill Gates, Putin, Xi, den Rothschilds oder Anderen) und wir werden wohl lernen, damit zu leben, ohne jedes Mal die Welt anhalten zu müssen. Die Regierenden haben versucht das Volk mit mehr oder weniger sinnvollen Massnahmen zu schützen, wir danken für den guten Willen, aber jetzt sollten wir weitermachen, wo wir vor einem Jahr aufgehört haben. Was bleiben wird, sind Trauer um die Verstorbenen, Wehmut wegen des verlorenen Jahres, Dankbarkeit (aber nicht mehr Lohn) für die systemrelevanten Arbeitenden, irre Verschwörungstheorien, Home-Office, der Wichtigtuer-Ausdruck «Vakzin» für Impfstoff und modische Gesichtsmasken. Ich glaube an ein Leben vor dem Tod.
(Tagblatt der Stadt Zürich, 03.02.2021)
Genau – ein LEBEN vor dem Tod, gut auf den Punkt gebracht Messi!
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