Die letzte Woche war wettermässig sowas von toll. Aber ich werde den Eindruck nicht los, dass ich mehr und mehr von Pollenallergikern umgeben bin. Überall wird Heu geschnupft. Da fallen Sätze wie «Schickt den Hasel nach Basel», «Eschen sollte man verdreschen» oder profaner: «Birken sind Arschlöcher». Nette Menschen werden zu temporären Baumhassern. Mir tun die Leute echt leid, so wie die mitunter dreinschauen: Augen wie Bernhardiner, geschwollene Triefnasen und dann dieses nur-durch-den-Mund-atmen – das macht einem schon als nicht Betroffenen eng in der Brust. Eigentlich ein Wunder, dass es keine radikalen Bewegungen gibt, die Hasel, Esche oder Pappel und andere Pollenverursacher ausschaffen wollen. Aber vermutlich ist denen auch klar, dass es spätestens bei den Gräsern einen Volksaufstand gäbe. Da würde sich nicht nur die Fussballschweiz auflehnen.
Was haben wir sonst noch für Optionen, um der wachsenden Zahl von geplagten Allergikern die Freuden des Frühlings zurückzugeben? Wie wärs mit Neuzüchtungen? Hypoallergene Katzen gibt es ja auch und dem Hanf haben sie auch schon den Rausch ausgetrieben. Warum also nicht allergenfreie Pflanzen? Da müsste sich doch ein Pharmariese dafür interessieren. Wo sind Monsanto und die anderen Agrarchemiker, wenn man die Typen mal wirklich braucht? Natürlich nirgends. War ja klar. Vermutlich wird es irgendwann einen bundesrätlichen Beschluss geben, der Pollenflug über Brusthöhe verbietet. Der wird dann aber durch ein Referendum abgeschmettert.
(Tagblatt der Stadt Zürich, 22. März 2017)