« … wie … »

Neulich im trendigen Altstetten: Ein grosser Tisch an der frischen Luft, neben mir zwei junge Erwachsene, beide mit Pronomen und Bargeld ausgestattet, unterhalten sich lautstark über die Gentrifizierung «ihres» Quartiers. Mich hat weder der Ostschweizer Dialekt der einen, noch der Berner Dialekt der anderen Person gestört. Auch der Umstand, dass beide eine Matcha Latte für 10 Franken von einer internationalen Getränkekette vor sich stehen hatten und über sterbende Quartierbeizen oder -Lädeli schnödeten, ging mir voll am Ellenbogen vorbei.

Was mich irritierte, war das «wie». Es kam in jedem Satz, den die beiden absonderten, mehrfach vor: « Ich finds wie denäbet, dass d’Stadt wie nüt macht.» Woher kommen die überzähligen «wie»? Ja, lesen Sie den Satz ruhig nochmal durch: Er käme hervorragend ohne die Wies aus. Die zwei redeten munter weiter und ich war fasziniert, dass beide denselben Sprachfehler hatten. Ein Einzelfall? Mitnichten. Im Tram, im Laden, an der Bar – überall dasselbe. Das «wie» ersetzt komplett und radikal alle anderen Füllwörter: Das Ostschweizer «en Art» oder das Berner «gäng» – alle ersetzt mit «wie». Irgend-wie (haha) tönt es in meinen Zürcher Ohren dümmlich. Unser Füllwort ist das «oder» am Ende jeden Satzes. Da hat ein «wie» nichts zu suchen. Ist das wieder so ein Blödsinn, der es über den grossen Teich geschafft hat, wie Halloween und Marshmallows? Das «wie» wird genau gleich angewendet wie das Füller-«like» im amerikanischen Englisch. In Hollywood werden Schauspielende in Dumpfbacken-Rollen mit ganz vielen «likes» in ihren Texten gestraft. Wer’s nicht glaubt, soll sich eine High-School-Komödie im Originalton zu Gemüte führen. Als Vater von Millenial- und Gen-Z-Töchtern bin ich besorgt. Ich hoffe nur, dass das nicht wie ansteckend ist.

(Tagblatt der Stadt Zürich, 13.09.2023)